Nachkriegszeit und "neuer Schwung"

Schlimmer als alle Kriege der Neuzeit hatte der 2. Weltkrieg die Welt, unser Volk und unsere Heimat zerrissen. Viele Menschen, ältere und jüngere, Väter und Söhne, waren nicht heimgekehrt, waren gefallen oder vermisst. Andere befanden sich noch über Jahre in Kriegsgefangenschaft. Aus den Gebieten jenseits von Oder und Neiße, insbesondere aber aus dem Sudetenland und Ungarn, waren Heimatvertriebene in unsere Dörfer gekommen. Jahre vergingen, bis sich nach dem schrecklichen Krieg wieder ein normales Leben einstellte.

Die wiederentstehenden Vereine bedurften der Zulassung der amerikanischen Militärverwaltung. So wurde dem MGV Kleingladenbach mit Wirkung vom 28. Juli 1948 genehmigt, "sich mit 31 Männern zwischen 18 und 59 Jahren einmal im Monat zum Singen zu treffen". Als Vorstandsmitglieder, die von der Spruchkammer überprüft sein sollten wurden Friedrich Wilhelm Achenbach, Emil Achenbach, Walter Wagner und Werner Reichel gemeldet.

Im Februar 1948 hatte man sich erstmals zum Singen getroffen und am 16. Mai in einer außerordentlichen Generalversammlung den Neubeginn beschlossen. Im Protokoll schreibt Heinrich Grebe, Dirigent und Schriftführer: ..."So erscheint uns heute das alte deutsche Volkslied, ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur, in einem neuen Licht. Es soll uns helfen, die seelische Not der Menschen und das Auseinanderreißen des deutschen Volkes zu überbrücken...Hier in Kleingladenbach war es besonders die Jugend, die diesem Gedanken bewusst oder unbewusst nachging. Sie fing an, den alten Gesangverein als Pflegestätte des deutschen Volksliedes neu aufleben zu lassen".

Damit begann ein für unseren Verein überaus fruchtbares und erfolgreiches Jahrzehnt. Heinrich Grebe, nunmehr "Schullehrer" in seinem Heimatort, brachte mit neuem Liedgut Schwung in den Verein. Wertungssingen, Wettstreite und Kreispokalsingen wurden mit zunehmenden Erfolgen besucht, Konzerte veranstaltet und in der "Stunde des Chorgesangs" im Hessischen Rundfunk gesungen. Nach mehrmaligem Gewinn des Kreispokals in der Klasse 2 wurde der Chor zum Bundesleistungssingen gemeldet. In der Stadthalle Kassel errang unser Verein seinen, bis dahin größten Erfolg mit dem Gewinn in seiner Klasse und der damit verbundenen Qualifikation zum Bundeschorkonzert im Giessener Stadttheater.



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Heinrich Grebe war inzwischen Kreischormeister geworden. Seiner Arbeit mit unserem Chor und an dem modernen Chorgesang wurde damit Anerkennung erwiesen. Allzu früh musste er wegen Erkrankung den Verein abgeben. Nachdem ihn Karl-Heinz Goßmann schon mehrmals vertreten hatte, übernahm er Anfang 1959 den Dirigentenstab. Zu gleicher Zeit legte Friedrich Achenbach den Vorsitz nieder. Zunächst wurde Rudolf Seibel zum Nachfolger gewählt, der aber bald zurücktrat. An seiner Stelle übernahm dann der langjährige 2 Vorsitzende, Emil Achenbach, den Vorsitz. Unter seiner Leitung fand das erste Sängerfest nach dem Kriege, zum 75-jährigen Vereinsbestehen statt.